Kategorialgrammatik

Kategorialgrammatik
Kategorialgrammatik,
 
auf die polnischen Logiker S. Leśniewski (1929) und K. Ajdukiewicz (1935) zurückgehende, ursprünglich für formale Sprachen konzipierte Methode der syntaktischen Beschreibung von Sätzen, die von Y. Bar-Hillel 1953 auf natürliche Sprachen übertragen wurde. Von besonderer Bedeutung für die Sprachwissenschaft wurde die Kategorialgrammatik durch die Montague-Grammatik sowie ihren starken Einfluss auf einen der derzeit, insbesondere in der Computerlinguistik verbreiteten Grammatikformalismus, die Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG).
 
Im Unterschied zu anderen Grammatikmodellen werden in der Kategorialgrammatik nicht nur sprachliche Ausdrücke Kategorien zugeordnet, sondern durch diese Zuordnung gleichzeitig auch die Kombinationsmöglichkeiten der jeweiligen Ausdrücke systematisch erfasst. Ausgangspunkt für die Kategorialgrammatik sind die zwei Grundkategorien Satz (S) und Nomen beziehungsweise nominaler Ausdruck (N). Alle anderen Wörter sind abgeleitete, komplexe Kategorien, die sich aufgrund der jeweiligen Kombinationsmöglichkeiten ergeben. So gehören z. B. Verben wie »schlafen« der Kategorie N/S an, wobei diese Kategorienbezeichnung besagt, dass ein Ausdruck dieser Kategorie zusammen mit einem vorangehenden Ausdruck der Kategorie N einen Satz ergibt; Adjektive wie »groß« gehören der Kategorie N/N an, weil sie zusammen mit einem folgenden N wieder einen Ausdruck der Kategorie N bilden. Diese komplexen Kategorien können wiederum als Teile komplexerer Kategorien auftreten, bis die Kategorie S erreicht ist.
 
Besonders geeignet ist die Kategorialgrammatik für die Erfassung des semantischen Aufbaus von Sätzen, d. h. für die Erfassung der Bedeutung von Sätzen aufgrund der Bedeutung der einzelnen Teile sowie der Art und Weise ihrer Kombination (Kompositionalitätsprinzip).

Universal-Lexikon. 2012.

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